Gehirndoping Studie: Gehirndoping unter Studenten weit verbreitet

Rund 30,4% der Studenten verspüren starken Leistungsdruck in ihrem Studium 1. Um diesem Leistungsdruck entgegenzuwirken greifen viele Studenten zu Gehirndopingmitteln. Viele erhoffen sich bessere Konzentration, weniger Ermüdung und eine erhöhte Aufnahmefähigkeit.

Eine Studie der HIS hat deswegen im Rahmen einer Umfrage unter anderem untersucht, wie weit verbreitet das Hirndoping unter Stundenten ist. Ihre Ergebnisse teilen sie mit dem Titel „Formen der Stresskompensation und Leistungssteigerung bei Studierenden“. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der Studie im Hinblick auf Hirndoping:

  • Definition: Hirndoping wird als Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten, Schmerzmitteln, Beruhigungsmitteln, Psychostimulanzien oder Aufputschmitteln zur Leistungssteigerung definiert.
  • Bekanntheit vs. Eigene Erfahrung: Die meisten Studierenden (84%) haben von Hirndoping gehört, aber nur wenige (12%) haben es selbst ausprobiert. Die große Mehrheit (88%) hat keine eigenen Erfahrungen damit. Für den Großteil der Studierenden kommt Gehirndoping auch gar nicht in Frage (71%), während ganze 17% sich vorstellen könnten solche Mittel anzuwenden.
  • Prävalenz: Ca. 5% der Studierenden betreiben „pharmakologisches“ Hirndoping (verschreibungspflichtige Mittel etc.), weitere 5% nutzen „Soft Enhancement“ (Vitamine, homöopathische und pflanzliche Mittel, Koffein, etc.). 1,4% der Befragten nutzen leistungssteigernde Mittel „häufig“.
  • Substanzen: Unter den Hirndopenden sind Medikamente verschiedenster Art (35%), Cannabis (23%) und methylphenidathaltige (Methylphenidat ist ein Wirkstoff, der bei ADHS angewendet wird 2) Substanzen (18%) verbreitet.
  • Demografische Unterschiede:
    • Frauen nutzen häufiger Soft Enhancement als Männer. Der Anteil unter den Frauen ist doppelt so groß, im Vergleich zu den Männern.
    • Frauen nehmen häufiger Beruhigungsmittel, Männer häufiger Methylphenidat.
    • Hirndopende sind im Durchschnitt älter als Nicht-Anwender. Besonders häufig sind Hirndopende 28-29-Jährige.
  • Persönlichkeitsmerkmale: Männliche Hirndopende sind weniger gewissenhaft, beide Geschlechter weisen häufiger hohe Neurotizismuswerte auf.
  • Anwendungssituationen: Leistungssteigernde Mittel werden am häufigsten zur Prüfungsvorbereitung und bei allgemeinem Stress eingesetzt.
  • Bezugsquellen: Hirndopende erhalten die Mittel häufig über ärztliche Verschreibung oder aus Apotheken. Soft Enhancer kaufen ihre Mittel primär in Apotheken und Drogeriemärkten.

Zum Thema Leistungsdruck und Stress:

  • Hoher wahrgenommener Leistungsdruck: Ein Großteil der Studierenden empfindet starken bis sehr starken Leistungsdruck im Studium. Medizin-/Gesundheitswissenschaften empfinden den stärksten Leistungsdruck, Sozialwissenschaften/Sozialwesen/Psychologie/Pädagogik den geringsten Druck. Frauen empfinden häufiger starken Leistungsdruck als Männer.
  • Zusammenhang mit Hirndoping: Der Anteil der Hirndopenden steigt mit dem wahrgenommenen Leistungsdruck. Zusätzlicher Leistungsdruck durch Job oder Familie verstärkt diesen Effekt.
  • Ursachen für Leistungsdruck: Schwierigkeiten mit dem Stoffumfang, der Prüfungsvorbereitung, mangelnde Freiräume und hohe Leistungsanforderungen werden als Hauptursachen genannt.
  • Besondere Herausforderungen bei Hirndopenden: Hirndopende mit starkem Leistungsdruck haben besonders häufig Schwierigkeiten mit der Prüfungsvorbereitung, dem Stoffumfang, der Studienfinanzierung und den Leistungsanforderungen.
  • Zeitaufwand und Leistungsdruck: Bei Nicht-Anwendern steigt der wahrgenommene Leistungsdruck mit dem Zeitaufwand fürs Studium. Dieser Zusammenhang ist bei Hirndopenden und Soft Enhancern weniger deutlich.

Zum Thema Umgang mit Leistungsdruck und Gesundheitsverhalten:

  • Häufige Ausgleichsstrategien: Treffen mit Freunden und mediale Unterhaltung sind die häufigsten Formen des Ausgleichs. Frauen setzen eher auf Freunde treffen und Schlaf, Männer auf Medien und Sport.
  • Substanzgebrauch zur Stresskompensation: 8% der Studierenden nutzen Substanzen, um Stress zu kompensieren, Frauen häufiger als Männer. Medikamente spielen dabei für Frauen eine größere Rolle.
  • Zusammenhang zwischen Leistungsdruckbereich und Bewältigungsstrategien: Bei starkem familiärem Leistungsdruck greifen Studierende eher zu Medikamenten oder anderen Mitteln.
  • Risikoreicheres Gesundheitsverhalten bei Hirndopenden: Hirndopende trinken häufiger Kaffee, haben häufiger Alkoholprobleme und rauchen häufiger als Nicht-Anwender. Das Gesundheitsverhalten von Soft Enhancern liegt meist dazwischen.
  • Psychisches Befinden: Hirndopende beschreiben sich seltener als ruhig und energiegeladen, dafür häufiger als entmutigt, traurig, gestresst und überfordert. Ihr psychisches Befinden wird häufiger als „ungesund“ eingestuft.
  • Geringere Zuversicht bei Hirndopenden: Hirndopende sind de tlich weniger zuversichtlich in Bezug auf Studienerfolg, berufliche Zukunft, persönliches Wohlergehen und materielles Auskommen als Nicht-Anwender und Soft Enhancer. Ein signifikanter Anteil der Hirndopenden äußert nur geringe Zuversicht.

Hier findest du den Link zu der Studie, wenn du mehr zum ganzen Thema wissen möchtest:

https://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201201.pdf

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/226806/umfrage/umfrage-zum-empfinden-von-leistungsdruck-im-studium/ ↩︎
  2. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Methylphenidat_1306#Anwendung ↩︎